Da wären zum einen glückliche und festlich gekleidete Abiturientinnen und Abiturienten, die darauf brennen, endlich das Hamsterrad der Schule zu verlassen und ins Leben hinausgehen zu dürfen, die aber auch zu schätzen wissen, welche Unterstützung ihnen auf dem bisherigen Weg zuteil geworden ist. Zum anderen gehören stolze Eltern und Lehrer dazu, die den Sprösslingen beim Übergang in die neue Lebensphase mit einer Mischung aus Freude und Wehmut zuschauen und nicht mit Anerkennung und Applaus sparen. Wenn man dem Ganzen dann noch einen würdigen räumlichen Rahmen gibt, einige hochwertige rhetorische Beiträge und gute Musik hinzufügt, das Ergebnis mit ein paar Spritzern Humor und Ironie garniert und mit viel Esprit serviert – dann wird aus der schnöden „Zeugnisausgabe“ ein Fest, an das man sich noch lange erinnern wird.
Der Abiturjahrgang 2023 des „Ott-High-‘n‘-Rich“-Gymnasiums konnte das Ende seiner Schulzeit mit einer wirklich gelungenen Entlassfeier begehen. Grund zur Freude gab es: Alle 102 Abiturientinnen und Abiturienten haben die Prüfungen bestanden und eine Durchschnittsnote von 2,18 erreicht, die über dem Landesdurchschnitt liegt. 36 Schülerinnen und Schüler erzielten eine Abiturnote mit einer Eins vor dem Komma. Die Note 1,0 wurde an fünf Schüler vergeben, nämlich an Marcelo Hübel, Fabian Fuhge, Fabian Tolksdorf, Leander Braun und Luca Bäck, der mit beachtlichen 874 Punkten zugleich Jahrgangsbester am OHG ist. Viele Schülerinnen und Schüler konnten sich zudem über Preise für besondere Leistungen oder besonderes Engagement freuen (s. unten).
Der Abend wurde von Rose Herrmann und Henrik Wieditz charmant moderiert. Oberbürgermeister Dirk Elkemann ließ es sich nicht nehmen, zu Beginn der Feier alle Anwesenden im Namen der Stadt Wiesloch zu begrüßen. Weitere Grußworte wurden gesprochen von Alexander Lucas im Namen der Eltern sowie von Daniela Coßmann, der Vorsitzenden des Freundeskreises des OHG, der seit Jahren für die reibungslose Organisation des Abiturballs sorgt. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Eltern-Schüler-Lehrer-Chor des OHG unter der Leitung von Sabrina Neidig sowie von der Schulband „Locked in the Bandroom“.
Die zentrale Schülerrede jeder Abiturfeier, die Scheffelpreisrede, war diesmal kein Solo, sondern ein Duett, in dem Emilia Dittrich und Emilia Ebbecke als Jahrgangsbeste im Leistungsfach Deutsch einen launigen und leicht melancholischen Rückblick auf ihre Schulzeit einnahmen. Das literarische Werk, das sie ins Zentrum ihrer Rede stellten, war die Parabel „Der lange Weg“ des Autors Kristian Elkad, augenscheinlich ein Zeitgenosse Franz Kafkas. Wer zum Handy griff und den Namen googelte, wurde nicht fündig, denn ein solcher Autor ist nirgends verzeichnet. Protagonist der verschlüsselten Parabel ist der „breite Mann“, der an einem Wendepunkt seines Lebens steht und somit als Identifikationsfigur für die Schülerinnen diente. Genau wie er schreite der Jahrgang „ab heute, mit unseren Zeugnissen in der Hand, jenseits der Demarkationslinie […] in das Morgengrau des erwachenden Zeitalters.“ – Erst am Ende ihrer Rede lösten die beiden Emilias das Rätsel um die Autorschaft auf: Es war kein Geringerer als Schulleiter Christian Annuschat, der, verborgen hinter einem Pseudonym, den literarischen Text für seinen Deutschkurs verfasst hatte.
Herr Annuschat zog in seiner „Rede zum Abitur“ denn auch alle rhetorischen Register. Zunächst zitierte er eine 08/15-Abiturrede, die auf das Konto von ChatGPT ging – nur um die vielgepriesene KI dann Stück für Stück zu demontieren. An die Jahrgangsstufe gewandt, hob er hervor: „Ihr seid so viel mehr, als sich eine künstliche Intelligenz jemals ausmalen könnte – Ihr seid also gerade nicht digitales ‚copy and paste‘, ihr seid lebendiges ‚create and participate‘ und darüber hinaus noch so viel mehr! Das macht euch zu einem ganz besonderen Jahrgang.“ Als Beleg für die Kreativität des Jahrgangs diente das wortspielerische Abimotto, das ganz im Stile des geübten Philologen mit unterschiedlichen Bedeutungsebenen aufgeladen wurde.
Der Höhepunkt der Abiturentlassfeier war zweifelsohne die Zeugnisausgabe, die durch die Schulleitung, die Oberstufenberatung sowie die Tutoren erfolgte. Insgesamt sechs Deutschkurse kamen einer nach dem anderen auf die Bühne, um die begehrten Blätter sowie gegebenenfalls noch weitere Preise zu erhalten.
Nach dem Buffet, das vom Palatin-Team gezaubert worden war, klang der Abend mit Tanz, Musik, Unterhaltung und guten Gesprächen aus.