„La Réunion – l'île intense“. So lautet ein Slogan, der die außergewöhnliche Schönheit der kleinen Insel im Indischen Ozean werbewirksam auf den Punkt bringt.
Intensiv dürften die vergangenen und noch kommenden Wochen für alle Beteiligten am Réunion-Austausch sein, der in diesem Jahr endlich wieder stattfinden kann. Bereits dreimal hat es am Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch einen Austausch mit dem französischen Überseedepartment gegeben, das 900km östlich von Madagaskar im Indischen Ozean liegt. Im Unterschied zu 2015, 2017 und 2019 wird die Begegnung zwischen je vierzehn deutschen und réunionesischen Jugendlichen diesmal vom Europäischen Programm „Erasmus+“ gefördert. Alle deutschen Teilnehmer besuchen die Klasse 10b des OHG. Gebunden ist die Förderung an ein Projekt, an dem sich außer dem Wieslocher Gymnasium und dem Collège du Bassin Bleu in Sainte-Anne auf La Réunion noch drei weitere Schulen aus Madrid, Tromsø und Bochum beteiligen. Der Titel des Projekts, das im August 2020 startete, lautet: „Les préjugés nous limitent, limitons les préjugés“ (in etwa: „Vorurteile schränken uns ein – lasst uns die Vorurteile einschränken.“). Ursprünglich auf zwei Jahre begrenzt, wurde die Laufzeit für das Projekt aufgrund der Pandemie um ein weiteres Jahr verlängert.
Apropos Pandemie: Auch in den Zeiten des Lockdowns trafen sich die beteiligten Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Norwegen, Spanien und La Réunion regelmäßig per Online-Konferenz, um sich kennenzulernen, sich auszutauschen und an ihren Aufgaben zu arbeiten. Im Vordergrund standen dabei Schwerpunkte wie „Mobilität“, aber auch zur Geschlechterthematik („Typisch Junge? Typisch Mädchen?“). Eines der in Wiesloch entstandenen Ergebnisse, ein „Baum der Toleranz“, ist im Eingangsbereich des OHG zu bewundern.
Nach zwei Jahren virtueller Bekanntschaft war es Anfang Oktober dann endlich Zeit für eine persönliche Begegnung zwischen den Wieslochern und den Réunionesen. Seit dem ersten Oktober weilt die réunionesische Gruppe in der Weinstadt, begleitet von Madame Florence Dijoux, die den Austausch auf französischer Seite seit 2015 koordiniert, und Madame Cybelle Revonge. Auf der deutschen Seite leitet Iris Graf den Austausch und wird dabei von ihren Kollegen Julia Weidlich und Matthias Ebert unterstützt.
Für die französischen Jugendlichen stehen in den insgesamt zwei Wochen in der Weinstadt natürlich zahlreiche Begegnungen und Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Gleich am zweiten Tag wurde die Gruppe feierlich von Oberbürgermeister Dirk Elkemann im Rathaus empfangen. Neben Exkursionen nach Heidelberg, Schwetzingen, Maulbronn oder Neckarsteinach werden die Jugendlichen auch einen Eindruck vom deutschen Schulalltag erhalten. Die Arbeit am gemeinsamen Projekt wird gemeinsam mit den Schülern der 10b an zwei Vormittagen fortgesetzt, und zwar zum Themenschwerpunkt Transsexualität/Homosexualität bzw. Transphobie/Homophobie. Viel Zeit bleibt den jungen Franzosen auch in ihren Gastfamilien, von denen sie herzlich aufgenommen wurden.
Wenn die réunionesische Gruppe am 14. Oktober 2022 den Rückflug antritt, wird der Trennungsschmerz nicht allzu groß sein, denn die deutsche Delegation fliegt zu Beginn der Herbstferien 9000 km gen Süden, um dort den vierzehntägigen Gegenbesuch anzutreten. Auf La Réunion steht dann das Thema der ethnischen und religiösen Vielfalt mit Bezug zur Sklaverei im Vordergrund, unter der die Einwohner jahrhundertelang zu leiden hatten und die sich tief ins kulturelle Gedächtnis eingegraben hat.
Der „Kreolische Abend“, der am Ende der ersten Woche in Wiesloch stattfand, konnte den Deutschen im wahrsten Sinne des Wortes einen Vorgeschmack auf das geben, was sie auf der Südhalbkugel erwarten wird: Außergewöhnliche und vielfältige Landschaften, intensive Gerüche, Farben und Geschmäcker, Fröhlichkeit und Freundlichkeit, Tanz und Musik sowie eine reiche kulturelle Vergangenheit. Die vierzehn Zehntklässler sowie Iris Graf und Julia Weidlich können sich sehr auf den Besuch der „intensiven Insel“ freuen.
→ Bericht über den Aufenthalt der deutschen Schülerinnen und Schüler auf La Réunion