"Große und finstere Pläne", "ein rosenrotes Märchen", eine "Ballnacht unter honigfarbenem Mond" – das sind nur einige Stichworte aus der Komödie Einladung ins Schloss von Jean Anouilh, die Ende Januar nach mehr als dreijähriger Spielpause von der OHG-Theater-AG aufgeführt wurde. Für diese Salonkomödie verwandelte die sechzehnköpfige Theatergruppe unter Leitung des Heidelberger Theaterpädagogen Matthias Paul die Mensabühne in den festlichen Wintergarten eines französischen Schlosses. Die Zuschauerinnen und Zuschauer durften beobachten, wie dort Intrigen gestrickt, Herzen gebrochen und Schicksale entschieden wurden.
Die aufregende "Einladung ins Schloss" stammt von Madame Desmermortes, einer sehr bestimmenden und machtvollen alten Dame (gespielt von Emilia Kertscher in einem auffallenden antiken Rollstuhl); ihre Gesellschafterin Capulat (mit getauschtem Geschlecht gespielt von Marc Filsinger) begleitet sie ständig. Ein Ball zu Ehren der Verlobung von Diana (Lilly Siegemund) und Frédéric, dem melancholischen jüngeren Neffen (Fiete Graff), soll gegeben werden. Das allerdings will dessen Zwillingsbruder Horace (als Doppelrolle gespielt von Max Schröter und Anton Rieger) verhindern. Er will die beiden auseinanderbringen und lädt eine Tänzerin ein, die beim Ball Verwirrung stiften soll, indem sie Frédérics Aufmerksamkeit von Diana weg- und zu ihr hinzieht. Die schüchterne junge Frau (Lara Peterhänsel) kommt zusammen mit ihrer sehr extrovertierten und extravaganten Mutter, einer Drama-Queen ersten Ranges (Annika Seidenglanz) ins Schloss und die aufregende Intrige nimmt ihren Lauf.
Nach und nach kommen die Gäste zur Ballnacht an. Da sind zum Beispiel der millionenschwere Geschäftsmann Messerschmann (Simon Dipper) und sein Privatsekretär Patrice Bombelle (Frederick Fübbeker) sowie dessen sensationshungrige Geliebte Dorothée (Kira Bauer). Den Plänen des jungen Horace fällt auch bald der ältere Kunstliebhaber Romainville (Jakob Gebhardt) zum Opfer und riskiert damit Ruf und Vermögen. Zeitweise kommt die Schneiderin Madame Millefleur (Mila Funk, Marlene Kummerow, Louisa Knebusch) vorbei, um schöne Ballkleider abzuliefern. Zwischen all den Verwechslungen und Verstrickungen gibt es noch den allgegenwärtigen Butler Joshua (als Hosenrolle gespielt von Lena Bantscheff), der nur scheinbar passiv das Geschehen des Abends wahrnimmt.
Von den Mitwirkenden wurde die Premiere als voller Erfolg aufgefasst. "Ich bin mit dem Abend wirklich sehr glücklich", sagt Matthias Paul, Schauspieler und Leiter des TiK-Theaters im Heidelberger Karlstorbahnhof, der die AG interimsweise geleitet und Regie geführt hat. "Es ist großartig zu sehen, wie aus einer bunt gemischten Gruppe im Laufe der Arbeit ein homogenes Ensemble entsteht, das in einer gemeinsamen Anstrengung auch solch einen ’Klotz’ auf die Bühne bringt."
Dieser Meinung ist auch Lara, Teilnehmerin der AG: "Bei den Proben entstand mit der Zeit eine gute und freundschaftliche Atmosphäre innerhalb der Gruppe", erklärt sie. "Gerade als es auf die Aufführung zuging, haben wir uns noch besser verstanden." Matthias Paul blickt ebenfalls sehr positiv auf die Zeit mit der Gruppe und stellt fest: "Es macht mich ehrlich froh – und auch ein bisschen stolz – wenn man die Entwicklung sieht, die die Jugendlichen bei so einer Theaterproduktion durchlaufen und wo und wie sie dann am Ende als Darstellende, aber auch als Personen stehen."
Dass die Premiere auch bei allen Zuschauenden gut ankam, äußerte sich im minutenlangen Schlussapplaus, der Dank und Belohnung für intensive Proben war. Die knapp anderthalbjährige Probenarbeit gestaltete sich phasenweise als unerwartet schwierig, erzählt Matthias Paul. "Wir haben in der Vorbereitung doch noch erheblich unter der Pandemie gelitten: Krankheitsbedingte Ausfälle, viele Umbesetzungen – phasenweise waren wir schon mutlos." Jeden Mittwochnachmittag trafen sich die Schauspieler, um das Theaterstück auszuarbeiten, später kamen auch Wochenendproben hinzu.
Zu Beginn der AG-Treffen beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit verschiedenen Theaterstücken, darunter auch Einladung ins Schloss. Nachdem die vergangenen Aufführungen der Theatergruppe vor allem ernste Themen behandelten, wie das Stück #Likeme oder die Hörspielproduktion von Max Frischs "Andorra", entschieden sich die Jugendlichen also gemeinsam für die Produktion der Anouilh-Komödie.
Anton Rieger (J1)
Antons Rezension ist in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 23. Januar 2023 erschienen.
In der Wieslocher Woche berichtete am 26. Januar 2023 Anton Ottmann über die Inszenierung.