Phänomen „Danger Dan“

von Deutschrap zum Klavieralbum

 

Der Rapper Danger Dan, bürgerlich Daniel Pongratz, ist schon ewig Teil der deutschen Hip-Hop-Szene. Er ist Teil der Band „Antilopen Gang“ und hat mit einem neuen Album Wellen geschlagen. Das Besondere: Es handelt sich hierbei um ein Klavieralbum in einem Musikstil, der definitiv nicht hauptsächlich von jungen Rap- und Hip-Hop-Begeisterten gehört wird – trotzdem wurden viele Titel auf YouTube oder anderen Musikstreamingdiensten bereits millionenfach gehört. Ein kurzer Einblick.

 

Das wohl erfolgreichste Lied seines neuen Albums „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ ist das gleichnamige Musikstück. Danger Dan nennt hier beispielsweise Alexander Gauland, den AfD-Fraktionsvorsitzenden, einen Nationalsozialisten. „Zeig mich an und ich öffne einen Sekt / das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, so heißt es in dem Lied. Weiter kritisiert er viele Akteure der rechten Szene in Deutschland, beispielsweise spannt er zum rechten Aktivisten und Verleger Götz Kubitschek „den Bogen“ – „und damit meine ich nicht nur die rhetorische Figur, sondern das Sportgerät, das Pfeile schießen kann“.

Ein weiteres Lied dieses Albums trägt den Namen „Ingloria Victoria“ und spricht vor allem Schülerinnen und Schüler an, oder jene, die ihre Schulzeit noch in Erinnerung haben. Danger Dan bemängelt, unter anderem im Refrain, in dem er kein einziges Mal Luft zu holen scheint, das deutsche Bildungssystem.

Anders als es bis jetzt vielleicht vermuten lässt, beherbergt das Album jedoch nicht nur klar politische Texte: Beispielsweise verprügelte er in einem Lied die Sextouristen in Bangkok, und das mit der Schauspielerin Penelope Cruz, wie Dan behauptet – ob es sich hierbei jedoch um die Wahrheit handelt, lässt sich nicht beurteilen. Ein anderes Lied mit dem Titel „Ode an den Mord“ enthält eine alphabetisch sortierte Reihe an Mordmethoden, ausgewählt nach „Effizienz und Kreativität“, wenngleich Danger Dan darauf hinweist, dass ein Mord „als Gegenstand der Diskussion rein ethisch eher langweilig“ sei.

 

Soviel zum Klavieralbum. Nun möchte ich noch ein älteres Lied von Danger Dan einem des Klavieralbums gegenüberstellen. Das ältere Lied, das vor 3 Jahren entstand, heißt „Sand in die Augen“. Die Musik ist elektronisch, der Gesangsteil klar Rap. Zudem werden in dem Video alle Deutschrapper-Klischees erfüllt, die mir jemals bekannt waren: unter anderem ein roter Sportwagen, Geld und Tänzerinnen. Wenn man sich als nächstes das Klavierstück „Eine gute Nachricht“ anhört, könnte man meinen, es handle sich um unterschiedliche Künstler. Ruhige Klaviermusik, ein fast schon schnulziger Text, und in dem Video Danger Dan an einem Flügel in einem besucherleeren Museum. Wie kam es also zu diesem Album und der Entscheidung, etwas so Neues zu wagen? Im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ beantwortet er die Frage folgendermaßen:

 

„Gedacht war das Album als reines Liebhaberding, es handelt sich ja um Musik, die seit 40, 50 Jahren nicht mehr populär ist. Ich habe mir dieses Klavierding auch tatsächlich einfacher vorgestellt. So schnell tappt man in die Kitschfalle: Allein schon der Fakt, dass jemand am Klavier sitzt und singt ... Produktionstechnisch jedoch war das Album das perfekte Projekt, um mal in einer überschaubaren Größenordnung auszuprobieren, wie das so ist: selber ein Label zu sein und Dinge zu entscheiden und zu planen.“

 

Dass ein Rapper aus dem Nichts ein klassisches Klavieralbum veröffentlicht, hat nicht nur mich, sondern auch viele Fans, andere Musikinteressierte und sogar das Feuilleton Deutschlands angesehenster Zeitungen fasziniert.

Auch die Tatsache, dass ein Klavieralbum von jemandem, der bisher völlig andere Musik gemacht hat, so erfolgreich sein kann, ist etwas, worauf die Musikwelt stolz sein kann.

So ende ich also mit der freundlichen Empfehlung, sich dieses musikalische Meisterwerk einmal anzuhören.

 

Anton Rieger