Sebastian Vettel – Karriereende überfällig?

 

Als im Mai 2020 bekannt wurde, dass der viermalige Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel Ferrari am Ende der Saison verlassen wird, war seine Zukunft lange ungewiss. Ferrari hatte 2020 die schlechteste Saison seit 40 Jahren, und war am Ende des Jahres nur auf dem sechsten Platz in der Konstrukteurswertung. Vettel fuhr meistens im Schatten seines Teamkollegen Charles Leclerc, und wurde trotz einer Podiumsplatzierung beim Regenrennen in der Türkei nur 13. in der Gesamtwertung, das war das zweitschlechteste Ergebnis seiner Karriere. Anfang September unterschrieb er einen neuen Vertrag bei Aston-Martin, die 2020 ein vielversprechendes Auto hatten, mit dem sie sogar einen Sieg und eine Pole-Position einfahren konnten. Doch durch die Regeländerungen für 2021 wurde auch dieses Auto in das hintere Mittelfeld gespült. Die Frage, die sich jetzt viele stellen ist, ob Sebastian Vettel seine Karriere einfach hätte beenden sollen, nachdem er von Ferrari „gefeuert“ wurde und in der vergangenen Saison auch nur selten auf dem Niveau seines Teamkollegen fahren konnte.

Ich bin der Meinung, dass Sebastian Vettel trotz seiner 33 Jahre noch Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen kann. Dass Alter kein Problem sein muss zeigt vor allem Lewis Hamilton, der im Mercedes in den letzten sieben Jahren sechs Mal die Fahrermeisterschaft gewinnen konnte, obwohl auch er „schon“ 36 Jahre alt ist. Auch der Finne Kimi Räikkönen (41) kann immer noch mit seinem Teamkollegen Antonio Giovinazzi mithalten. Außerdem ist Sebastian Vettel ein vierfacher Weltmeister, der das Autofahren ganz bestimmt nicht verlernt hat. Seine schwache Form in letzter Zeit hängt vermutlich vielmehr damit zusammen, dass der Ferrari nicht gut zu seinem Fahrstil gepasst hat, und dass, nachdem der Abschied von Ferrari bekannt wurde, der Fokus mehr auf seinen Teamkollegen Charles Leclerc gelenkt wurde, wodurch sich Vettel nicht mehr so wohl gefühlt hat. Sehr stark hängt es allerdings auch davon ab, wie sich Vettels Team Aston Martin weiterentwickelt, denn dieses Jahr wurde das britische Traditionsteam hart von den Regeländerungen am Unterboden getroffen, wodurch es bisher nicht so gut läuft, wie erhofft. Für die nächste Saison 2022 soll es aber wieder sehr starke Regeländerungen an den Autos geben, was für viele Teams, zum Beispiel McLaren oder Aston Martin, eine große Chance bietet, den Sprung an die Spitze zu schaffen. Bis Vettel also wieder um Siege kämpfen kann, muss man also wohl noch mindestens ein Jahr warten.
Was man trotzdem nicht vergessen sollte ist, dass auch die Konkurrenz nicht schläft, denn es gibt viele junge Talente, zum Beispiel Lando Norris (McLaren) oder Max Verstappen (RedBull), die mit ihren Teams ebenfalls große Ambitionen haben und gegen die sich Sebastian Vettel durchsetzen muss, falls er um seinen fünften Weltmeistertitel kämpfen will. Was ebenfalls ein Problem darstellen könnte, ist Vettels Teamkollege Lance Stroll, der Sohn des Teambesitzers und Multimilliardärs Lawrence Stroll. Dieses Verhältnis könnte nämlich dazu führen, dass Stroll im Team bei schwierigen Entscheidungen, z.B. bei der Rennstrategie, bevorzugt wird. Diesen Verdacht ließ Vettel bereits beim Portugal-GP dieses Jahr anklingen, wo die neuen Autoteile, von denen nur ein Satz verfügbar war, bei Strom und nicht bei Vettel montiert wurden. Dieselbe Situation gab es auch schon, als Vettels Vorgänger Sergio Perez in der letzten Saison zeitweise mit älteren Bauteilen fahren musste als Lance Stroll.

Sebastian Vettels Karriere ist auf jeden Fall noch nicht vorbei, er ist immer noch in der Lage, Rennen und Weltmeisterschaften zu gewinnen, wenn er es schafft, sich gegen die jungen Talente durchzusetzen. Das größte Fragezeichen dabei ist aber, ob Aston Martin ihm auch ein Auto stellen kann, was dazu in der Lage ist.

 

Ein Kommentar von Jonas Bischoff (Stand: 21.05.2021)