Schlaflos in Tromsø

Die Klasse 10b verbrachte eine Woche bei Mitternachtssonne in Nordnorwegen

Von Sophia Neumann, Alicia Litterst und Jolin Gerspach (10b)

Zum Abschluss unserer gemeinsamen Zeit als Klasse 10b verbrachten wir nach den Pfingstferien eine Woche in Tromsø und Nordkjostbotn in Norwegen. Diese besondere Abschlussfahrt wurde uns ermöglicht durch eine Förderung durch das Erasmus+-Programm der Europäischen Union.

Herzlich begrüßten uns unsere Gastfamilien für die erste Nacht in Nordkjosbotn. Für einige war dies ein lang ersehntes Wiedersehen, denn manche unserer Gastgeber hatten wir bereits im Rahmen des Erasmusprojektes im Herbst 2022 auf La Réunion kennengelernt. Bereits bei der Ankunft in der nordnorwegischen Gemeinde fielen uns die ersten Unterschiede in der Landschaft auf, wobei wir sowohl die endlose, schneebedeckte Berglandschaft (Mitte Juni!) als auch die zahlreichen Fjorde besonders beeindruckend fanden. Doch auch die Wohnsituation ist anders als in Deutschland. Die Menschen leben in typisch norwegischen Holzhäusern, teilweise alleine im Umkreis von mehreren hundert Metern.

Norwegischer Schulalltag

Während unseres Aufenthalts an der örtlichen Nordkjosbotn Skole lernten wir den norwegischen Schulalltag genauer kennen. Hierbei stellten wir fest, dass die Beziehung zwischen SchülerInnen und LehrerInnen enger als in Deutschland ist: Die SchülerInnen nennen die LehrerInnen beim Vornamen. Ottar zum Beispiel unterrichtet sogar seinen Sohn und trainiert nebenbei die Fußballmannschaft seiner Schülerinnen und seiner Tochter. Zudem sind die Klassen viel kleiner (10 bis 15 SchülerInnen), sie haben einen Werkraum, eine Küche und ein Fitnessstudio. Doch nicht nur wir lernten den norwegischen Alltag kennen; auch brachten wir den norwegischen SchülerInnen deutsche Bräuche und die deutsche Kultur näher. Dazu hatten wir im Vorfeld kurze Präsentationen zu Themen wie Feiertage, Sport oder das deutsche Schulsystem vorbereitet. Den Rest der Woche waren wir in Lodges auf dem Campingplatz in Tromsø untergebracht und unternahmen spannende Aktivitäten.

Ausflüge in der Umgebung

Da im Sommer nördlich des Polarkreises die Sonne nicht untergeht, begaben wir uns auf eine „Midnight Sun Cruise“, bei der wir trotz Wind und stürmischem Wetter eine tolle Aussicht genießen konnten. Neben Möwen füttern und Seeadler beobachten war das Highlight der Tour das traditionelle Fischen bei tagheller „Nacht“!

Bei einem weiteren Ausflug führten wir Huskys, die im Winter als Schlittenhunde eingesetzt werden, zu einem abenteuerlichen Spaziergang durch eine Sumpflandschaft aus. Entgegen unseren Vorstellungen von einer gemütlichen Wanderung übernahmen die Hunde die Führung und zogen uns wortwörtlich durch den Matsch. Dabei blieben nicht alle unversehrt. Um wieder zu Kräften zu kommen, stärkten wir uns anschließend mit Bacalao, einer typisch norwegischen Fischsuppe.

Stadtführung durch Tromsø

Ebenfalls Teil unseres Programms war eine Stadtführung durch Tromsø, bei der wir unter der Führung einer waschechten Norwegerin einige Sagen und viel Historisches über die nördlichste Großstadt Norwegens kennenlernten. Beispielsweise leben in Tromsø über 100 verschiedene Nationalitäten, worunter auch viele Studenten sind. Unter anderem verbrachte der berühmte Polarforscher Roald Amundsen, der als erster Mensch den Südpol und vermutlich auch den Nordpol erreichte, viel Zeit in Tromsø, um dort seinen Forschungen nachzugehen. Am Mittag desselben Tages statteten wir auch dem Tromsø Museum einen Besuch ab. Dort lernten wir weitere Hintergründe über die Stadt und die Nordpolarregion sowohl im Bereich der Geologie als auch der Tierwelt kennen. Auch das Leben der Samen, der Ureinwohner der Region, war ein bedeutender Teil der Ausstellung. An diesem Tag ergänzten wir so auch unser im Unterricht erarbeitetes Wissen zur norwegischen Aquakultur und dem nicht unumstrittenen Walfang.

Bei Mitternachtssonne auf dem Fjellheisen

Ein weiteres Mal konnten wir die „Midnight Sun“ bei der Besteigung des Fjellheisen, dem nahegelegenen Hausberg, bestaunen. Für den Auf- und Abstieg wurde eigens eine Seilbahn installiert, jedoch gibt es für Wanderbegeisterte auch die Möglichkeit eines Fußmarsches über die Sherpatreppe. Diese Treppe mit 1203 Stufen wurde von nepalesischen Sherpas erbaut. Der kräftezehrende Aufstieg war für eine kleinere Schülergruppe ein weiteres Highlight der Reise. Nach dieser Anstrengung wurden wir um Mitternacht am Gipfel des Berges bei strahlender Sonne mit einem atemberaubenden Blick auf Tromsø und das Meer belohnt.

Unsere Norwegenreise war für uns SchülerInnen dank des ErasmusPlus-Förderprogramms eine bereichernde und lehrreiche Zeit. Ein großer Dank gilt unseren Gastfamilien und nicht zu vergessen unseren Lehrerinnen Iris Graf und Heike Hellwarth, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre.