Latein – mehr als eine Sprache

Latein lernt man am erfolgreichsten möglichst früh, am besten als zweite Fremdsprache (ab Klassenstufe 6). Dabei kann der nachfolgende Fremdsprachenunterricht, besonders das Fach Spanisch, von Latein profitieren. Anstrengend, zeitaufwändig und wenig ertragreich ist der Erwerb von Lateinkenntnissen in Arbeitsgemeinschaften, die zusätzlich zum Pflichtunterricht belegt werden müssen oder gar während des Studiums an der Universität in kostenpflichtigen Latinumskursen stattfinden.

Wer Latein lernt, lernt nicht nur Latein!

Latein: Basis für besseres Deutsch

  • Mit Latein lernt man, die deutsche Sprache besser zu verstehen und bewusster, präziser und abwechslungsreicher zu gebrauchen.
  • Mit Latein versteht man anspruchsvolle Texte besser.
  • Mit Latein durchschaut man besser, wie man durch Sprache beeinflusst werden kann.
  • Mit Latein lernt man, Fremdwörter und Fachausdrücke zu verstehen und richtig zu benutzen.

Latein: Sprungbrett für andere Sprachen

Beim Lateinlernen

  • lernt man Wörter, die man beim Erlernen weiterer Fremdsprachen gut gebrauchen kann. Das gilt nicht nur für romanische Sprachen wie Französisch, Spanisch, Italienisch, sondern auch für Englisch. Wussten Sie, dass über 50 Prozent der 400.000 Wörter der englischen Sprache direkt oder indirekt aus dem Lateinischen kommen?
  • erwirbt man grammatisches Grundlagenwissen, das einen Zugang zu den meisten europäischen Sprachen vermittelt.
  • eignet man sich Methoden an, wie man Wörter lernt, wie man Formen erkennt und bildet, wie man erkennt, welche Wörter im Satz zusammengehören.

Latein: Spezialtraining fürs Köpfchen

Beim Lateinlernen lernt man, genau hinzusehen, exakt zu unterscheiden, richtig zu kombinieren, das heißt, aus den Beobachtungen die richtigen Schlüsse zu ziehen, komplizierte Zusammenhänge zu überblicken, zielstrebig und mit Ausdauer bei der Sache zu bleiben. Alle diese Fähigkeiten benötigt nicht nur der Detektiv, sondern jeder, der es in seinem Beruf zu etwas bringen will.

Wer kann Latein lernen?

Im Prinzip kann jeder Latein lernen, schließlich sprachen nicht nur in Rom alle Latein – dies allerdings als Muttersprache –, auch andere Völker wie Gallier, Briten, Spanier nahmen im Zuge der Ausbreitung des Römischen Reiches diese Sprache an. So einfach haben wir es heute nicht mehr. Doch jeder, der das Gymnasium schafft, schafft auch Latein!

Dabei hat man es leichter, wenn man jemand ist,

  • dem Sprache Freude macht,
  • der sorgfältig hinsehen und gut beobachten kann,
  • der Unterscheidungsvermögen besitzt,
  • der Spaß am Kombinieren hat,
  • der gerne Regeln entdeckt,
  • der bereit ist zu regelmäßigem Training,
  • der nicht gleich aufgibt, wenn es mal schwieriger wird.

Vereinfachend wirkt:

  • Die Unterrichtssprache ist Deutsch.
  • Die Hör- und Sprechanforderungen in der Fremdsprache treten in den Hintergrund.
  • Aussprache und Rechtschreibung machen keine Schwierigkeiten. Man spricht, wie man schreibt – man schreibt, wie man spricht.
  • Übersetzungen ins Lateinische entfallen weitgehend.

Latein: Alte Sprache auf neuen Wegen

Der Lateinunterricht ist lebendig und abwechslungsreich durch

  • attraktiv gestaltete Lehrbücher mit altersbezogenen Texten, textbezogenen Bildern und Zeichnungen, Informationen über das römische Leben,
  • die Vielfalt von Themen und literarischen Formen bei der Lektüre: Sagen, Fabeln, Briefe, Reden, Gedichte, Komödien; Geschichtsschreibung, Staatstheorie, Philosophie,
  • vielfältige Übungsformen,
  • den Einsatz moderner Unterrichtsmedien.

Er fördert Kreativität durch aktives Mitwirken bei

  • Singen und Spielen,
  • Theateraufführungen,
  • Malen, Zeichnen und Modellbau,
  • Ausflügen und Exkursionen auf den Spuren der Römer.

Latein: Zweitausend Jahre Aktualität

Bedeutende Werke der Weltliteratur, in denen Grundprobleme menschlicher Existenz dargestellt werden – noch heute aktuell wie vor 2000 Jahren – sind in lateinischer Sprache abgefasst. Themen wie: Krieg und Frieden, Leben und Sterben, Freundschaft, Liebe und Leid, Macht, Recht und Moral – sie alle sind dauernhaft aktuell. Genügt es aber nicht, diese Werke in deutscher Übersetzung zu lesen? Für ein vordergründiges Kennenlernen sicher. Wer aber das Gesagte wirklich verstehen will, sollte – wie bei jedem fremdsprachlichen Werk von literarischem Rang – das Werk in der Originalsprache lesen.

Liegt auch die Welt der lateinischen Sprache weit vor unserer Zeit, so ist sie doch eine der Grundlagen, die unsere europäische Welt entscheidend geprägt haben und in ihr weiterleben. Latein verstehen bedeutet auch, unsere eigene Welt ein wenig besser zu verstehen.

Bei allem, was uns mit dem alten Rom verbindet, eröffnet uns die lateinische Sprache auch eine Welt von faszinierender Andersartigkeit. Die Auseinandersetzung mit ihrer hochentwickelten Kultur und Zivilisation bewahrt uns davor, nur unseren eigenen Standpunkt zum Maßstab zu nehmen – und führt uns zu Aufgeschlossenheit gegenüber Dingen, die neu und fremd sind.

Nach: https://www.altphilologenverband.de/index.php/latein-25/latein-schule, 06.02.2024

Latein am Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch

In den Klassen 6 bis 8 wird Latein jeweils vier Stunden pro Woche, in Klasse 9 und 10 drei Stunden pro Woche unterrichtet.

Dabei steht in den Klassen 6 bis 8 der Spracherwerb (das heißt, das Erlernen von Vokabeln und Grammatik sowie grundlegender Fähigkeiten in Übersetzung und Textverständnis) im Vordergrund, aber auch die Bereiche »antikes Leben« und »römische Kultur« spielen eine wichtige Rolle.

In den Klassen 9 und 10 schließt sich die sogenannte Lektürephase an, das heißt, das Lesen, Übersetzen und die Interpretation originaler Werke der Antike bilden den Schwerpunkt des Unterrichts. Nach erfolgreichem Abschluss der 10. Klasse erwerben die Schülerinnen und Schüler das Latinum (dafür muss mindestens die Note »ausreichend« erreicht werden).

In der 10. Klasse findet seit dem Schuljahr 2015/16 eine einwöchige Fahrt nach Rom statt, um die im Unterricht behandelten Themen »vor Ort« für die Schülerinnen und Schüler erlebbar zu machen.

Video zur Romfahrt der zehnten Klassen im Schuljahr 2022/23 (von Tiziano Baita)

Bei der Wahl eines Lateinkurses in den Klassen 11 und 12 wird das Fach jeweils entweder dreistündig als Basisfach oder fünf Stunden pro Woche als Leistungsfach unterrichtet. Dabei wird die Lektürephase der beiden vorangegangenen Schuljahre fortgesetzt, wobei nun die Interpretation der behandelten Werke im Vordergrund steht. Nach erfolgreichem Abschluss der vier Halbjahre erwerben die Schülerinnen und Schüler automatisch das Große Latinum (dabei müssen mindestens fünf Notenpunkte erreicht werden).